Teilnehmende

Schwerhörigkeit führt zu Isolation

70 angehende Pflegekräfte des IN VIA Fachseminars für Altenpflege kamen zum Fachtag „Ab geht die Post! Einwurf gegen Isolation und Einsamkeit“ ins Forum St. Liborius. Dabei drehte sich am Weltposttag alles um Hürden, die sich einem alten Menschen in der alltäglichen Kommunikation in den Weg stellen. Experten aus verschiedenen Bereichen referierten, wie gutes Hören Teilhabe am Alltag ermöglicht – und wie weitere Hürden im Alter überwunden werden können.

84 Prozent der Altersgruppe 60plus hört schlecht. Bei den 41- bis 60-jährigen liegt der Anteil immerhin schon bei 58 Prozent. „Wer nicht mehr gut hört, dem droht soziale Ausgrenzung“, ist Ilona Schäfer überzeugt. Die Diözesanreferentin Soziales Ehrenamt der Malteser im Erzbistum Paderborn kennt die Hürden in der Kommunikation älterer Menschen: „Der ältere Mensch, der nicht mehr optimal hört, nimmt beispielsweise nicht an Seniorenveranstaltungen teil, da er dem Programm und den Gesprächen nicht folgen kann. Telefonate werden ebenfalls immer weniger angenommen: weil das Telefon entweder nicht mehr gehört wird oder die Gespräche anstrengend geworden sind. Und weil der Anrufer akustisch nicht verstanden wird und man auch nicht immer wieder nachfragen möchte.“ Dieses sind nur zwei Beispiele, die die Helfer des Sozialen Ehrenamts der Malteser oft erleben – und die erfahrungsgemäß häufig erst in die Einsamkeit und später in die Isolation innerhalb der eigenen vier Wände führen.

„Daher war es uns beim Fachtag wichtig, mit der Veranstaltung für angehende Pflegefachkräfte geeignete und bewährte Kommunikationswege vorzustellen und Ausblicke in zukünftige neue Möglichkeiten der Alltagsunterstützung zu geben“, ergänzt Matthias Krieg, Geschäftsführer der Vinzenz-Konferenzen im Erzbistum Paderborn. Die Idee dahinter: Schon in der Ausbildung geknüpfte Netzwerke sollen den Pflegefachkräften Sicherheit geben in der Um- und Versorgung der Betroffenen und diesen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen.

Hören gibt Lebensenergie und geistige Fitness

Was viele Angehörige beschäftigt: Viele Senioren wollen unter keinen Umständen ein Hörgerät tragen. Ein Grund: Senioren denken, sie können sich finanziell keines leisten. Doch Referentin Rachel Stork, Hörgeräteakustikermeisterin und Pädakustikerin aus Bad Lippspringe, machte deutlich: Geld ist dabei heutzutage keine Ausrede mehr, da es bereits gute zuzahlungsfreie Hörgeräte gibt. Also gilt: nicht abwarten, bis man von anderen auf schlechtes Verstehen hingewiesen wird oder selbst Einschränkungen im Alltag feststellt. Denn frühzeitig erkannte Hörminderungen können durch die moderne Hörakustik effektiv ausgeglichen werden und die gewohnte Lebensqualität bleibt so erhalten. Rachel Storks Botschaft an die angehenden Pflegekräfte: Hören gibt Lebensenergie und geistige Fitness. Sie warnte: Schlechtes Hören könne eine Demenz fördern, weil das Gehirn nicht mehr angeregt und damit aktiviert wird. Beginnende Hörschädigung und beginnende Demenz seien nicht immer klar zu trennen: Daher sollte der Gang zum Hörgeräteakustiker und zum HNO-Arzt schnellstens erfolgen – zur klaren Diagnosestellung und weiteren Behandlung.

Einen Beitrag zum guten Hören leistet die Fördergemeinschaft Gutes Hören (FGH). Während des Fachtags waren ihre mobilen Hörbotschafter mit kostenlosen Hörtests auf dem Paderborner Domplatz präsent. „Der Bedarf und das Interesse an Höraufklärung wachsen von Jahr zu Jahr“, sagt Christian Hastedt von der FGH. „Zu unseren Hörmobil-Aktionen kommen immer mehr Menschen aller Altersgruppen, die sich spontan ein paar Minuten Zeit für ihre Ohren nehmen. Sie wollen sich entweder individuell informieren oder ihre persönliche Hörleistung überprüfen lassen und sind begeistert, dass die Hörtests beim Hörakustiker unkompliziert und kostenlos sind.“

Jürgen Bauerkämper, Leiter Vertrieb, und Elisabeth Koch, Mitarbeiterin Vertrieb, von der Sparkasse Paderborn-Detmold hielten einen Vortag zu Bankgeschäften im Alter. Sie stellten ihre Servicehotline vor, die seit 18 Jahren durch 50 Mitarbeiter montags bis freitags von 8 bis 20 Uhr besetzt ist. Dieser Service berät auch zu sicherem Onlinebanking für Menschen, die keine Bankfiliale vor Ort haben und das Haus nicht mehr verlassen können, sich aber um ihre Bankgeschäfte selbst kümmern möchten.

Jürgen Brockschnieder stellte die Angebote der KIM e.V. – Wohnberatung für Ältere und Menschen mit Behinderungen vor. Diese bietet eine neutrale Beratung inklusive Hausbesuchen an und unterstützt bei der Beantragung von Fördergeldern und dem Prozess des Wohnungsumbaus. Drei von vier Anfragen beträfen Veränderungen im Bad. Das Programm des Fachtags rundete eine Einlage der Kabarettistin Anja Geuecke, alias Hettwich vom Himmelsberg, ab. Sie berichtete aus dem aktuellen Pflegealltag und fasste den Tag mit viel Humor zusammen.

Text und Bild: Frank Kaiser, Diözesanreferent Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Malteser Hilfsdienst e.V.

Foto: Matthias Krieg, Diözesancaritasverband und Vinzenz-Konferenzen, Ilona Schäfer, Malteser, Christine Fischer, IN VIA (v.l), sowie angehende Pflegefachkräfte und (v.r.) Anja Geuecke alias Hettwich vom Himmelsberg, Jürgen Brockschnieder, KIM e.V. und Rachel Stork

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